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    25 Warum ich Buddhist bin

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    Govinda

    Warum ich Buddhist bin

    1). Der Buddha erhob nicht den Anspruch, ein höheres überirdisches Wesen zu sein oder die Offenbarung von einem solchem empfangen zu haben. Deshalb steht es jedem offen, seinen Weg zu gehen und seiner Botschaft zu folgen, ohne sich gezwungen zu fühlen, Dinge zu glauben, die im Widerspruch zur Vernunft oder zu den Naturgesetzen stehen. Der Buddha versteckte sich auch nicht hinter transzendenten Mystifikationen, sondern war ermutigend menschlich, aufrichtig und offen.

    2). Der Buddha versprach seinen Jüngern weder himmlische Freuden oder Belohnungen, noch sicherte er jenen Erlösung zu, die blind an ihn glaubten. Für ihn war Religion kein Handel, sondern ein Weg zur Erleuchtung. Er wollte keine blindgläubigen Gefolgsleute, sondern denkende Jünger, d.h. Anhänger, die ihm aus klarer Einsicht folgten.

    3). Er hatte den Mut – und das ist einmalig in der Religionsgeschichte-, Kritik zu fordern und seine eigene Lehre dem Urteil seiner Anhänger auszusetzen, wodurch er Selbstachtung zur Grundlage geistigen Wachstums und geistiger Freiheit machte.

    4). Weil Buddha Selbstachtung entwickelt hatte, konnte er auch andere Menschen Achtung und Toleranz lehren. Der Buddhismus war von Anbeginn eine tolerante Religion, und zwar nicht aus Schwäche oder Gleichgültigkeit, sondern aufgrund des ihm innewohnenden Prinzips geistiger Freiheit.

    Denn es gibt zwei Arten von Toleranz, eine negative und eine positive. Die negative beruht auf Schwäche bzw. auf geistiger Trägheit, z.B. wenn man sagt: „Nun gut, lasst sie machen, ich kann es doch nicht ändern“, und dabei auf die anderen als Sünder und Heiden herabschaut. Die positive dagegen gründet sich auf der Einsicht in die Natur der menschlichen Psyche und ist aus dem Wunsch geboren, andere zu verstehen.

    5). Die Lehre und Ethik des Buddha beschränkt sich nicht auf den Menschen, sondern schließt alle lebende Wesen mit ein. Das aber ist ein Punkt, der mit Nachdruck an das Empfinden jedes gebildeten Menschen appelliert. Dazu seien als Beispiel einige Worte des deutschen Philosophen Hans Driesch angeführt: „der Buddhismus scheint mir die philosophischste aller Religionen zu sein. – Ich könnte auch sagen, dass einige meiner metaphysischen Überzeugungen buddhistischen Ideen sehr nahe kommen, insbesondere was die Vorstellung von der Einheit aller lebenden Wesen angeht.

    Alles Leben ist eins, und alle Tiere und Pflanzen sind wesensmäßig dem Menschen gleich, nur verschieden in der Form. Deswegen sollte sich das ethische Empfinden nicht auf den Menschen beschränken, sondern alle Wesen einschließen.

    Buddhismus und Christentum haben vieles gemeinsam, und es besteht kein Grund zu gegenseitiger Feindschaft, doch die Vorstellung von der Einheit aller lebenden Wesen tritt im Buddhismus mehr in Erscheinung.

    Hoffen wir, dass die buddhistische Weisheit bis zu uns Abendländern vorzudringen vermag. Wie sehr wünschen doch die Besten von uns, der Unrast des Lebens zu entkommen! Wir brauchen Ruhe und Sammlung. Kurz gesagt: Wir brauchen den Buddhismus.“

    6). Die Universalität des Dharma bestätigt sich nicht nur hinsichtlich Sittlichkeit und Ethik, sondern schließt auch die Naturgesetze ein. Es gibt weder ein geistiges Ausnahmegesetz oder ein Privileg für bestimmte Klassen von Wesen, noch ist Raum für den Despotismus oder die „Gnade“ eines Schöpfers. Der Dharma ist die kosmische Ordnung, die sowohl auf den Menschen wie auch auf das Universum anwendbar ist und so das Individuum mit dem Ganzen verbindet.

    7). Die universelle Haltung des Buddhismus verhindert Dogmatismus und Engstirnigkeit. Es gibt keinen absolut gültigen moralischen Kodex, der die Welt in „gut“ und „böse“ trennt oder der festlegt, was zu tun und zu lassen sei.

    Buddhistische Sittlichkeit gründet sich auf Freiheit, d.h. auf individueller Entwicklung. Aus diesem Grunde ist sie relativ. Es kann in der Tat keinerlei Moral noch irgendein ethisches Prinzip geben, wenn Zwang oder Vorherbestimmung von irgendeiner Macht außerhalb unserer selbst existiert. Aus diesem Grund entzieht die Vorstellung eines Schöpfers oder Herrschers der Welt der Sittlichkeit und Ethik die Grundlage; denn wie können wir für unsere Fehler verantwortlich gemacht werden, wenn wir mit ihnen oder aber in einer solch unvollkommenen Art erschaffen wurden, dass wir dem Übel nicht widerstehen können.

    8). Ein Buddhist wird, da er das Gesetz moralischer Relativität versteht, auf andere niemals als „Sünder“ herabblicken. Die Vorstellung von „Sünde“ gibt es im Buddhismus nicht, und niemand ist von seinem Wesen her „schlecht“. Es gibt nur eine mehr oder weniger große Unwissenheit. Jeder handelt entsprechend seinem Entwicklungsstadium.

    Was dem einen gut erscheint, mag für den anderen schlecht sein. Je höher ein Individuum entwickelt ist, desto größer sind – nicht seine Privilegien, sondern seine Pflichten (aber die Pflichten mögen dann als Privilegien empfunden werden). Aus diesem Grunde wird ein Buddhist nicht über andere richten, sondern sich auf die Erfüllung seiner eigenen Pflichten beschränken. Von sich selbst wird er mehr fordern als von anderen. Er wird eher versuchen, andere zu verstehen, als ihnen seine eigenen moralischen Vorstellungen aufzuzwingen.

    9). Da dem Buddhismus der Begriff „Sünde“ fremd ist, glaubt er auch nicht an eine ewige Verdammnis. Hölle und Himmel liegen in uns, und die Möglichkeit der Befreiung steht allen lebenden Wesen offen.

    10). Der Buddhismus nährt in seinen Anhängern keine fantastischen Hoffnungen auf ein Paradies in einer anderen Welt, sondern lehrt eine Befreiung, die hier in dieser Welt erreicht werden kann und von der man durch Meditation einen Vorgeschmack zu erfahren vermag.

    11). Das buddhistische Meditationssystem, das sich auf eine die Tiefen erfassende Kenntnis der Psychologie gründet, zeigt nicht nur das Ziel auf, sondern ist zugleich ein gangbarer Weg zu dessen Verwirklichung.

    12). Die Vorstellung von Karma verbindet Gerechtigkeit und Selbstbestimmung. Sie gibt dem Leben des Individuums einen tieferen Sinn, indem sie es mit vergangenen und zukünftigen Existenzen verbindet. Sie ist die Grundlage menschlicher Würde, die den Menschen vor dem Alptraum despotischer Willkür einer von außen eingreifenden Macht schützt.

    Karma im buddhistischen Sinne ist keineswegs eine Art sich mechanisch-gesetzmäßig vollziehender Weltgerechtigkeit, die nach einem festgelegten Code Belohnungen und Bestrafungen verteilt, um so dem Vergeltungsstreben der meisten Menschen Genüge zu tun. Karma ist das Gesetz des bewussten Handelns und bedeutet „tun“. Tat im Buddhismus aber ist eine bewusste, motivierte Handlung, die eine entsprechende psychische Reaktion im Sinne einer Charakterveränderung mit sich bringt.

    13). Der Buddhismus braucht, im Unterschied zu anderen Religionen, von der Wissenschaft nichts zu fürchten, da er allein nach Wahrheit strebt – der stärksten Waffe, die die Welt erobern wird, nachdem die Dogmen verschwunden sind.

    Dies waren für mich die wichtigsten Argumente, die mich ansprachen, als ich anfing, mich mit dem Buddhismus zu beschäftigen, und ich denke, dass die meisten von ihnen auch jeden anderen unvoreingenommenen Geist ansprechen werden. Um uns jedoch ein klares Bild von der Situation zu machen, müssen wir auch die Schwierigkeiten erkennen, denen sich ein Nicht-Buddhist mit moderner westlicher Erziehung gegenübersieht.

    Der Westen glaubt entweder an die Wirklichkeit eines „Ichs“ oder an die Wirklichkeit der Materie ohne die Wirklichkeit eines Ichs.

    Mit anderen Worten: Der Abendländer neigt im allgemeinen dazu, Spiritualist oder Materialist zu sein. Jene, die an die Unsterblichkeit eines „Ichs“ glauben, können nicht mit der Anattâ-Lehre des Buddhismus übereinstimmen, und jene, die der Anattâ-Lehre zustimmen, können die Idee der Wiedergeburt nicht akzeptieren, da für sie die Negierung einer Ich-Entität gleichbedeutend mit Materialismus ist. Aber Buddhismus ist weder Materialismus noch Spiritualismus. Er ist etwas ganz anderes, ganz einmaliges: Er glaubt an keine beständige Ich-Entität (oder Ich-Wesenheit), und dennoch leugnet er nicht das Ewige im Menschen. Um zu verstehen, was dies bedeutet, müssen wir unsere alten Vorstellungen und Begriffe über Bord werfen und völlig neue Denkansätze finden.

    Der Buddha hat niemals behauptet, es gäbe keine Seele, sondern nur festgestellt, dass es keine ewige, unveränderliche Seele gibt.

    Die meisten Menschen meinen mit dem Wort „Seele“ lediglich die geistigen Eigenschaften des Menschen.

    Hören sie nun von einer Lehre der Seelenlosigkeit, so sind sie geneigt, dies für eine der Arten des Materialismus zu halten, und die meisten religiös Gesinnten sind dann kaum noch gewillt, etwas über eine solche Lehre zu erfahren.

    Seelenlosigkeit ist für sie fast identisch mit Stumpfheit.

    In Wirklichkeit lehrt der Buddhismus sehr viel über die Seele, griechisch „Psyche“. Psychologie ist das wesentliche Merkmal des Buddhismus.

    Der Buddha hat lediglich eine bestimmte „Âtman“-Theorie abgelehnt, die eine unveränderliche Ich-Substanz lehrte, die von Körper zu Körper wandert, bis sie endgültige Befreiung aus dem Kreislauf der Existenzen gewonnen hat. Diese Theorie machte aus der Religion ein rein egoistisches Anliegen, denn jeder war nur mit seiner eigenen Erlösung beschäftigt; darüberhinaus ist sie philosophisch unhaltbar.

    Wenn der Buddha daher von anattâ sprach, meinte er damit einen klar definierten philosophischen Begriff seiner Zeit und nicht eine solch allgemeine Bezeichnung wie „Seele“, die er selbst bei gewissen Gelegenheiten gebrauchte. Darüber hinaus müssen wir uns vergegenwärtigen, dass die Veden bzw. der Vedânta kein einheitliches philosophisches System darstellen, sondern ein Sammelbecken unterschiedlichster philosophischer und religiöser Vorstellungen sind und dass daher der Begriff des âtman selbst in der Literatur und von othodoxen brahmanischen Gelehrten mit sehr verschiedener Sinngebung gebraucht wurde. Verwenden wir aber – ohne zu unterscheiden – den Begriff „Selbst“ für âtman und den Begriff „Seelenlosigkeit“ für anâtman, dann bringen wir Verwirrung in das ganze Problem und werden beiden – dem Buddhismus wie dem Vedânta – nicht gerecht. Wir können eben nicht die philosophische Sprache (paramattha vacana) der einen Lehre mit der Umgangssprache (vohâra vacana) einer anderen Lehre gleichsetzen, noch können wir die Terminologie des einen Systems zur Erklärung des anderen heranziehen.

    Wenn dies schon bei historisch so eng verbundenen Systemen wie Buddhismus und Hinduismus der Fall ist, wieviel mehr trifft dies dann für den Unterschied zwischen westlichen und östlichen Denkweisen zu.

    Diese Probleme sind nun nicht nur von wissenschaftlichem Interesse, vielmehr hängt die Zukunft des Buddhismus von ihrer korrekten Interpretation ab. Denn in Wirklichkeit handelt es sich hier nicht nur um Probleme des Buddhismus, sondern um Probleme der modernen Welt. Und weil der Buddhismus fähig ist, diese Probleme zu lösen, wage ich zu sagen, dass der Buddhismus die Religion ist, die wie keine andere unserer Zeit gemäß ist.

    Vielleicht denken einige meiner Leser, ich sollte besser sagen, der Buddhismus habe diese Probleme bereits gelöst. -Dem stimme ich zu. Aber ich bin der Meinung, dass die Befähigung, Probleme zu lösen, wichtiger ist als eine Lösung, die in der Vergangenheit erarbeitet wurde.

    Wir brauchen heutzutage keine vorgefertigten Lösungen – die Welt ist schon voll davon, wie es denn auch nicht an „Offenbarungen der Wahrheit“ mangelt.

    Was wir aber brauchen, ist mehr denn je den Geist freier und unvoreingenommener Forschung, der uns befähigt, selber die Wahrheit wieder zu entdecken. Wahrheit aber ist kein Wert an sich. Sie wird erst zum Wert, wenn wir sie selbst erfahren haben.

    Wie ich bereits eingangs erwähnte, hat unter den großen Religionsstiftern allein der Buddha diesen Geist kritischen Forschens von seinen Anhängern gefordert und sie davor gewarnt, seine Lehre in blindem Glauben anzunehmen. Deshalb ist es keine Übertreibung, wenn ich sage, dass der Buddhismus als einzige Weltreligion modern oder besser gesagt zeitlos genannt werden kann, denn er ist zu allen Zeiten und auch auf alle Gegebenheiten des Lebens anwendbar, da er seinem Wesen nach stets gegenwartsbezogen ist.

    Damit aber will ich keineswegs prophezeien, dass die Welt einmal buddhistisch wird. Dies ist ebenso unmöglich wie wenn man erwarten wollte, dass alle Menschen Mathematiker würden, weil diese Wissenschaft zeitlos und damit immer „modern“ ist. Aber so wie die Mathematik stets ein bleibender Faktor im intellektuellen Leben des Menschen sein wird, so wird auch der Buddhismus von der weiteren geistigen Entwicklung der Menschheit nicht zu trennen sein.

    *

     

     

     

     

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    Oktober 30, 2018 Erwin

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