
Für nichts
Als Taisen Deshimaru seinen Meister Kodo Sawaki, der regelmässig Zazen praktizierte, zum erstenmal traf, fragte er ihn:
„Wofür praktizieren Sie Zazen?“
Kodo Sawaki antwortete: „Für nichts“.
Alle Anwesenden dachten sich: „Für nichts. Das ist nicht interessant“, und liefen davon.
Nur Meister Deshimaru war völlig beeindruckt und sagte sich:
„Für nichts – das ist bemerkenswert! Den ganzen Tag praktiziert er für nichts – das interessiert mich.“
Es hat einmal einer gesagt: „Ich denke, also bin ich“ und die ganze Zivilisation ist dem gefolgt.
Kodo Sawaki sagte jedoch:
„Ich denke nicht, also bin ich.“
„Ich habe nichts, also bin ich.„
Mushotoku bedeutet, kein Objekt zu haben, kein Ziel zu verfolgen.
Dieses „Nichts-Haben“ und „Nichts-Wollen“, wird zuletzt zum wahren Erfolg, zum Höchsten im Leben.
Ling-Chiao fragte den Zen-Meister Hui-Neng: „Ich habe meine Heimat verlassen, um Mönch zu werden, und mein höchstes Ziel ist es, die Buddhaschaft zu erreichen. Wie soll ich meine Absicht verfolgen?“
Antwort: „Buddhaschaft wird erreicht, wenn keine Absicht verfolgt wird.“
Frage: „Wenn keine Absicht zur Erreichung des Zieles eingesetzt wird, wie ist dann jemals die Buddhaschaft zu erreichen?“
Antwort: „Durch Absichtslosigkeit erfüllt sich die Aufgabe von selbst. Auch Buddha verfolgt keine Absicht.“
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Entspannung – Konzentration
„Was machst du, um dich zu entspannen?“, fragte der Schüler seinen Meister. „Nichts“, erwiderte der Meister.
„Wenn ich gehe, gehe ich, wenn ich esse, esse ich und wenn ich schlafe, schlafe ich.“
„Das tun doch alle“, meinte der Schüler darauf.
„Eben nicht!“ antwortete der Meister.
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Die vorenthaltene Lehre
Ein Zen-Schüler der die Erleuchtung suchte beklagte sich bei seinem Meister ständig darüber, dass dessen Erläuterungen unvollständig seinen und der Meister ihm irgendeinen entscheidenden Hinweis vorenthalte. Der Meister versicherte, dass er ihm nichts vorenthalte. Der Schüler bestand darauf, dass es etwas gebe, was der Meister ihm vorenthalte. Der Meister bestand darauf, dass er ihm rein gar nichts vorenthalte.
Etwas später gingen die beiden auf einem Pfad durch die Berge spazieren. Plötzlich sagte der Meister: „Riechst Du den Duft des Berglorbeers?“ Der Schüler sagte „Ja.“ „Siehst Du,“ antwortete der Meister, „ich enthalte Dir gar nichts vor.“
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Auf Leiden verzichten
Ein bereits älterer Mönch kam zu einem Zen-Meister und sagte:
„Ich habe in meinem Leben eine Vielzahl von spirituellen Lehrern aufgesucht und nach und nach immer mehr Vergnügungen aufgegeben, um meine Begierden zu bekämpfen. Ich habe lange Zeit gefastet, jahrelang mich dem Zölibat unterworfen und mich regelmäßig kasteit. Ich habe alles getan, was von mir verlangt wurde, und ich habe wahrhaft gelitten, doch die Erleuchtung wurde mir nicht zuteil. Ich habe alles aufgegeben, jede Gier, jede Freude, jedes Streben fallengelassen. Was soll ich jetzt noch tun?“
Der Meister erwiderte: „Gib das Leiden auf!“
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Der lebendige Meister
Der Ex-Kaiser: „Gudo, was geschieht dem Mann der Erleuchtung und dem Mann der Illusion nach dem Tode?“
Gudo: „Wie sollte ich das wissen, mein Herr?“
Der Ex-Kaiser: „Nun, du bist doch der Meister!“
Gudo: „]a, aber kein toter!“
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Der Mönch, der über´s Wasser lief
Ein eifriger Schüler des Buddhismus bestand sein Studium und durfte sich fortan Geshe nennen. Gewissenhaft hatte er die Schriften, ihre richtige Lesart und die exakte Aussprache aller Mantren gelernt. Er zog in die Welt, um zu lehren.
Unterwegs kam er an ein Seeufer, wo seit vielen Jahren ein betagter Mönch wohnte. Er führte ein Leben der Meditation. Der junge Geshe hörte, wie er sein Mantra sang und stellte dabei fest, dass der Alte es fehlerhaft intonierte. Er setzte sich zu dem Mönch und wartete, bis dieser ihn bemerkte und freundlich begrüßte. Anschließend erklärte er ihm behutsam, wie das Mantra richtig auszusprechen sei.
Der Mönch bedankte sich für die Lektion. „Welch eine Freude, daß mir nach langen Jahren des Übens ein Lehrer zur Hilfe geschickt wurde.“
Zufrieden wanderte der junge Geshe weiter. Als er am anderen Ufer des Sees eine Rast einlegte, sah er, wie der alte Mönch eilig übers Wasser auf ihn zugelaufen kam. Gleich darauf hörte er ihn rufen: „Verzeiht mir, werter Geshe, ich bin schon alt und vergesslich. Erklärt mir doch noch einmal, wie man das Mantra richtig ausspricht.“
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Erweckung in einer einzigen Nacht
Yoka wurde Mönch, als er noch sehr jung war. Er verließ seine Familie in der Absicht, den Buddhismus zu studieren sowie die Gedanken des Laotse und des Konfuzius. Er studierte besonders die Lehren der Tendai-Schule, wobei er sich auf die Übung von Zazen konzentrierte und auf die vier Verhaltensweisen: „Gehen, Stehen, Sitzen, Liegen“.
Nachdem er vom sechsten Patriarchen Eno gehört hatte, begab er sich auf den Berg Sokei, um die wahre Essenz des Zen zu verstehen. Vor dem Patriarchen angekommen, ging er dreimal um ihn herum und blieb stehen, ohne zu grüßen.
Eno sagte zu ihm: „Ein Mönch muß genau die achttausend Handlungen und die dreitausend Verhaltensweisen verkörpern. Woher kommt Ihr? Warum habt Ihr einen solchen Stolz?“
„Ich habe keine Zeit zu verlieren. Das Leben und der Tod sind eine ernste Sache, und der Tod folgt auf das Leben mit einer entsetzlichen Geschwindigkeit“, antwortete Yoka unwillig.
„Warum“, erwiderte Eno, „verwirklicht Ihr nicht das Prinzip der NichtGeburt, um das Problem der Unbeständigkeit des Lebens zu lösen?“
„Wenn man die NichtGeburt verstanden hat und das Hier und jetzt erfaßt hat“ sagte Yoka abrupt, „ist nichts mehr da.“
„Das ist es, das ist es!“ rief Eno aus.
Eno bestätigte Yoka, der noch eine Nacht bei ihm blieb. Deshalb gab man ihm den Beinamen „Der in einer einzigen Nacht erweckte Mönch“.
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Der Diener der Decke
Ein hoher Beamter des Kaisers wurde seines Lebens am Hofe überdrüssig. Die Genüsse und Ehren, die ihm sein Leben bot, sagten ihm nichts mehr und er zog sich von all seinen Ämtern zurück und beschloß, sein Leben von da an als Mönch zu fristen. Man hatte ihm von einem berühmten Zen-Meister erzählt, von allen nur `Meister Vogelnest´ genannt, da er wie ein Vogel in den Ästen einer Kiefer lebte. Und so machte sich der Mönch auf, um sich von Meister Vogelnest unterweisen zu lassen.
Doch der Mönch mußte erfahren, daß der Meister sich weigerte, ihn zu unterweisen. So sehr er auch darum bat, der Meister nahm ihn nicht als Schüler an. Da beschloß er, dem Meister dennoch zu dienen. Und er nutzte die Zeit, um jeden Tag aufs Neue den Meister um seine Unterweisung zu bitten, was ihm stets verweigert wurde, Tag für Tag und Jahr auf Jahr. Als sechzehn Jahre vergangen waren, ohne daß seiner Bitte nachgekommen wäre, beschloß er, den Meister zu verlassen.
Der Mönch packte sein Bündel und wollte sich eben aufmachen, da fragte ihn der Meister: „Wohin willst du gehen?“ Der Mönch antwortete: “Dorhin, wo man mich den Weg des Buddha lehrt.“ Darauf der Meister: “Den Weg des Buddha? Davon verstehe ich ein wenig.“ Und er stieg von seinem Baum herab, nahm die Decke, auf der er immer zu sitzen pflegte, und schüttelte sie vor den Augen des Mönchs aus. In diesem Augenblick erlangte der Mönch das völlige Erwachen. Noch viele Jahre diente er dem Meister Vogelnest. Als der gestorben war, wurde er selbst ein berühmter Meister, den man landauf, landab den `Diener der Decke´ nannte.
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Nicht fern der Buddhaschaft
Ein Universitätsstudent, der Gasan besuchte, fragte ihn: „Haben Sie jemals die christliche Bibel gelesen?“ „Nein, lies sie mir vor“, sagte Gasan.
Der Student öffnete die Bibel und las aus dem Matthäus-Evangelium: „Und warum sorgt ihr euch um Kleidung? Betrachtet die Lilien auf dem Felde, wie sie wachsen; sie arbeiten nicht und spinnen nicht, und doch sage ich euch: Selbst Salomon in all seiner Pracht war nicht gekleidet wie eine von ihnen .. Sorgt euch darum nicht ängstlich um den morgigen Tag, denn der morgige Tag wird für sich selbst sorgen.“
Gasan sagte: „Wer solche Worte aussprach, ist meiner Meinung nach ein erleuchteter Mensch.“ Der Student fuhr fort zu lesen: „Bittet, und es wird euch gegeben werden; suchet, und ihr werdet finden, klopfet an, und es wird euch aufgetan werden. Denn wer bittet, empfängt; wer suchet, der findet; wer anklopft, dem wird aufgetan werden.“
Gasan bemerkte: „Das ist ausgezeichnet. Wer das sagte, ist nicht fern der Buddhaschaft.“
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Der Schlüssel im Herzen
Als Gott die Welt erschuf, waren die Menschen noch alle bei ihm in seinem himmlischen Reich. Es war Gottes Wille, daß sie sich auf die Erde begäben, die Er für sie bestimmt hatte.
„Was können wir tun“, fragte der Erzengel Gabriel, „damit sie nicht immer hierher zu uns in den Himmel kommen? Sie sollen dort leben, wo sie hingehören – auf der Erde.“
Gott und die Erzengel berieten. Der Engel Michael sagte: „Wir müssen den Himmel verschließen.“
„Aber wo lassen wir den Schlüssel?“, fragte Gabriel.
Michael: „Wir müssen ihn verstecken. An einem Ort, wo ihn die Menschen nicht finden.“
Einer der Engel schlug vor: „Wir könnten den Schlüssel im Meer versenken.“
Darauf Gott: „Ich kenne die Menschen, sie werden Ihn finden.“
Ein anderer Engel: „Dann verstecken wir Ihn im Schnee der höchsten Berge.“
Gott: „Sie werden ihn finden.“
Der Engel Esekiel, der auch ein moderner Engel ist: „Wir schießen ihn in den Weltraum.“
Gott: „Sie werden ihn finden.“
Da meldete sich Gabriel: “Ich hab’s gefunden. Wir verstecken den Schlüssel im Herzen der Menschen.“
Darauf Gott: „Ja, lass uns das tun, sie finden ihn leichter im Meer und im Weltraum als in ihrem eigenen Herzen, aber wenn sie ihn dort finden, dann sollen sie ihn auch benutzen dürfen.“
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Die Frau am Fluß
Zwei Mönche waren unterwegs von einem Kloster zu einem anderen. Nach einiger Zeit kamen sie zu einem Fluß. Dort begegneten sie einer jungen Frau, die wie sie an das andere Ufer gelangen mußte. Die junge Frau zögerte jedoch, das Wasser zu betreten, denn sie trug ein sehr schönes Kleid und wollte nicht, daß es naß wurde.
Da sagte der eine Mönch zu ihr: „Wenn Sie wollen, kann ich Ihnen helfen, über den Fluß zu kommen.“ Sie war angenehm überrascht und nahm das Angebot an. Da nahm der Mönch die junge Frau in die Arme, trug sie über den Fluß und stellte sie am anderen Ufer wieder ab. Sie bedankte sich, und die beiden Mönche setzten ihren Weg fort.
Nach einem langen Marsch in Schweigen, als sie fast im Kloster angekommen waren, sagte der eine Mönch zum anderen: „Du hast die Frau über den Fluß getragen, aber du weißt doch, daß wir als Mönche das Gelübde abgelegt haben, nie eine Frau zu berühren.“
Da antwortete der andere Mönch: „Ich habe die Frau nur über den Fluß getragen, aber du hast sie bis hierher getragen.“
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Der angelnde Mönch
Der alte Mönch sitzt am See mit einer Angel. Ein Novize kommt hinzu und fragt, was er dort fangen will. Es entwickelt sich ein langes Gespräch über Religion und den richtigen Weg, über Anstrengungen und Leiden, über Freuden und unverhofftes Glück. Nach zwei Stunden bittet der Novize den alten Mönch, doch einmal die Angel herauszuziehen, um zu sehen, ob etwas angebissen hat. Er tut es, und am Ende der Schnur zeigt sich ein gerade gebogener Angelhaken..
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Weg zur Befreiung
Ein junger Mann suchte einen Zen-Meister auf, um ihn zu fragen:
„Meister, wie lange wird es dauern, bis ich Befreiung erlangen werde?“
„Vielleicht zehn Jahre“, entgegnete der Meister.
„Und wie lange dauert es, wenn ich mich besonders anstrenge?“, fragte der Schüler.
„In diesem Fall kann es zwanzig Jahre dauern“, erwiderte der Meister.
„Ich will so schnell wie möglich ans Ziel gelangen und bin bereit, wirklich jede Härte auf mich zu nehmen“, beteuerte der Mann.
„Dann kann es bis zu vierzig Jahren dauern“, erwiderte der Meister.
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Die Fahne und der Wind
Eines schönen Nachmittags im Frühling kehrt ein Zen-Meister von seinem Spaziergang zurück. Das Wetter ist strahlend, weder zu warm noch zu kalt. Es ist ein ausgeglichenes, angenehmes Wetter, dem sich die Seele spontan anpassen kann. Es weht eine sanfte Brise, und als der Meister beim Tor des Klosters ankommt, stellt er fest, daß die Fahne bei der Buddhastatue leicht im Wind flattert. Zwei junge Novizen stehen vor der Statue.
„Es ist die Fahne, die sich bewegt!“
„Nein, es ist der Wind!“
„Nach der rechten Lehre ist nur das wichtig, was wir von uns sehen. Und jetzt sehen wir eine Fahne, und die bewegt sich!“
„Keineswegs, deine Sicht ist falsch, denn das Flattern der Fahne ist nichts als die Wirkung des Windes. Der Wind ist die Ursache, die Wirklichkeit jenseits der Erscheinung.“
„Aber die Existenz des Windes ist doch bloße Hypothese!“
„Die Fahne bewegt sich doch nicht grundlos, ihre Wirklichkeit ist untrennbar mit dem Wind verbunden.“
„Reine Spekulation!“
„Aber das ist doch offensichtlich!“
„Alles andere als das!“
„Aber doch!“
Die beiden Mönche geraten in Fahrt, und was als freundschaftliches Gespräch begann, endet im Streit, ja fast im Kampf. Es fehlt nicht viel, und sie werden handgreiflich. Doch in diesem Augenblick bemerken sie den Meister des Klosters, der sie ungerührt beobachtet. Verwirrt wenden sie sich ihm zu:
„Meister, was bewegt sich: die Fahne oder der Wind?“
„Weder die Fahne bewegt sich noch der Wind. Es ist euer Geist, der sich bewegt.“
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Zen-Meister Hui-neng (China, 638-713)
Der große Meister sagte zu Chi ch-eng: „Ich höre, daß dein Meister die Menschen nur in der dreifachen Übung der moralischen Vorschriften (sila), der Meditation (dhyana) und der transzendentalen Erkenntnis (prajna) unterweist. Sage mir, wie dein Meister es tut.“
Chi ch-eng sagte: „Der Meister Hsiu lehrt die moralischen Vorschriften, die Meditation und Erkenntnis auf diese Weise:
– Nichts Böses tun, ist die moralische Vorschrift.
– Alles Gute tun, ist Erkenntnis.
– Den eigenen Geist reinigen, ist Meditation.
Dies ist seine Auffassung von der dreifachen Übung, und seine Lehre stimmt damit überein. Welche ist eure Auffassung, Meister?“ Der große Meister erwiderte: „Das ist eine wunderbare Auffassung, doch ich habe eine andere.“ Chi ch-eng fragte: „Inwiefern eine andere?“ Der große Meister erwiderte:
„Es gibt eine langsame und eine schnelle Auffassung.“ Chi ch-eng bat den Meister ihm seine Auffassung von den moralischen Vorschriften, der Meditation und der Erkenntnis zu erklären. Der große Meister sagte: „Höre denn auf meine Lehre. Dies ist meine Auffassung:
– Der Geist ist in sich selbst frei von allen Übeln –
Dies ist die Vorschrift des Selbst-seins.
– Der Geist ist in sich selbst frei von allen Störungen –
Dies ist die Meditation des Selbst-seins.
– Der Geist ist in sich selbst frei von allen Torheiten –
Dies ist die Erkenntnis des Selbst-seins.“
Der große Meister fuhr fort: „Die von deinem Meister gelehrte dreifache Übung ist für Menschen von geringer Begabung bestimmt, während meine Lehre von der dreifachen Übung für geistig hochstehende Menschen bestimmt ist. Wenn das Selbst-sein begriffen wird, hat es keinen Zweck mehr, die dreifache Übung zu begründen.“ Chi ch-eng sagte: „Erklärt mir bitte, was mit diesem ›keinen Zweck mehr‹ gemeint ist.“ Der große Meister sagte:
„(Der GEIST als) Selbst-sein, ist frei von Übeln, Störungen und Torheiten, und jeder Gedanke ist daher transzendentale Erkenntnis; innerhalb der Reichweite dieses erhellenden Lichtes sind keine Formen als solche zu erkennen, infolgedessen hat es keinen Zweck, irgend etwas zu begründen. Man ist plötzlich zu diesem Selbst-sein erwacht, und in ihm gibt es keine allmähliche Erkenntnis. Dies ist die Ursache des Nichtbegründens.“ Chi ch-eng verneigte sich und verließ niemals mehr Ts’ao-ch’i Shan. Er wurde ein Schüler des großen Meisters und war stets um ihn.
„Versenkung und Weisheit sind eins und nicht zwei verschiedene Dinge. Versenkung an sich ist das Wesen der Weisheit. Weisheit an sich ist das Wirken der Versenkung. Im Moment der Weisheit ist Versenkung darin enthalten, und im Moment der Versenkung ist Weisheit darin enthalten.
– Weisheit ist Nicht-Gedanke: Wenn man alle Dinge sieht, ohne daß der Geist davon festgehalten wird, ist das Nicht-Gedanke.
– Weisheit ist Nicht-Form. Von Anbeginn existiert nichts.
– Nicht-Form bedeutet das Losgelöstsein von Form in der Form.
– Weisheit ist zudem Nicht-Verweilen.
– Nicht-Verweilen ist das ursprüngliche Wesen des Menschen.“
„Wenn man der Gestalt oder der Form eine Wesenheit zuerkennt, so ist dies unweise. Alles Geformte ist Täuschung, sofern es nicht aus dem Unbewußten hervorgeht und als aus dem Unbewußten hervorgehend verstanden wird.“
„In der Lehre der Wahrheit gibt es weder `plötzlich´ noch `allmählich´. Die zu sich selbst Zuflucht nehmen, müssen im eigenen Wesen den unguten Geist, den hochmütigen Geist, den betrügerischen, falschen Geist, den verachtenden Geist, den verspottenden Geist, den Geist der falschen Ansichten, den anmaßenden Geist und alle schlechten Handlungen zu allen Zeiten auslöschen, stets die eigenen Fehler erkennen und nicht von Gut und Schlecht von anderen reden. Dies bedeutet, zu sich selbst Zuflucht nehmen. Wer immer und unter allen Umständen bescheiden und respektvoll ist, ist zu einem durchdringenden Verstehen des eigenen Wesens gelangt und ist frei von Hemmungen und Hindernissen. Dies ist die Zuflucht zu sich selbst. Du wirst erreichen, was du übst.“
„Das Ausmaß des Geistes ist weit und groß wie der weite Himmel, ohne Grenzen. Der Geist ist ohne `Eckig oder Rund´, `Groß oder Klein´, `Blau oder Gelb´, `Rot oder Weiß´, `Oben oder Unten´, `Lang oder Kurz´, `Zorn oder Freude´, ohne `Bejahung oder Verneinung´, ohne `Gut und Schlecht´, ohne `Anfang und Ende´. Das Reich aller Buddhas ist endlose Weite, leer wie der große Himmel. Das wunderbare Wesen des Universums ist ursprünglich Leere, ohne ein einziges Ding, das man ergreifen und festhalten könnte. Die wirkliche Leere des eigenen Wesens ist genauso.“
„Da der Geist keine Teilung kennt, müssen gleicherweise auch die Erscheinungen ohne Unterschied sein. Wer sein eigenes Wesen erkannt hat, mag errichten oder nicht-errichten, beides ist gut. Was bedeutet Nicht-Errichten? Stets von der Form der Dinge losgelöst sein. Was sollte es da zu errichten geben?“
„Mit einem unrechten Gedanken erscheinen die Leidenschaften, mit einem rechten Gedanken verschwinden die Leidenschaften. Der reine Geist existiert inmitten der Verblendung. Streit ist der Geist von Sieg und Niederlage und entspricht nicht dem Weg.“
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Zen-Meister Huang-po (China, gest. 850)
Während er die Versammlungshalle betrat, sagte der Meister:
„Der Besitz vieler Arten von Kenntnissen kann nicht mit dem Aufgeben der Suche nach irgendetwas verglichen werden. Das ist das Beste aller Dinge. Es gibt keine verschiedenen Arten von Geist und es gibt keine Lehre, die in Worte gefaßt werden kann. Da nichts weiter zu sagen ist, ist die Versammlung aufgehoben.“
„In unseren Tagen suchen die Menschen nur, wie sie sich vollstopfen können mit Wissen und Schlußfolgerungen und verlangen überall nach Buchwissen. Die nennen sie Dharma-Übung. Sie wissen nicht, daß so viel Wissen und Schlußfolgerungen genau den entgegengesetzten Erfolg haben und Hindernisse aufrichten. Wenn du nur Wissensmengen anhäufst, gleichst du einem Kind, das durch zu viel Essen von Süßigkeiten Verdauungsstörungen bekommt. Alle, die den Weg entsprechend den drei Fahrzeugen lernen, gleichen solchen Kindern. Man könnte sie Menschen nennen, die unter Verdauungsstörungen leiden. Wenn ihr Schüler des Weges Buddha werden wollt, braucht ihr keinerlei Lehre zu studieren, ihr müßt nur lernen, wie ihr es vermeidet, nach etwas zu suchen und euch an irgend etwas zu binden. Gewöhnliche Menschen blicken auf ihre Umgebung, während Schüler des Weges auf den Geist blicken. Der Weg ist nichts, das gelernt werden kann. Der wahre Dharma aber ist, daß man beides vergißt.“
„Wenn ihr Schüler des Weges durch Sehen, Hören, Fühlen und Erkennen Fortschritte zu erreichen sucht, der Wahrnehmungen aber entbehrt, dann werdet ihr nirgends Eintritt finden. Ihr müßt gewahr bleiben, daß der reine Geist, auch wenn er sich in diesen Wahrnehmungen ausdrückt, weder Teil von ihnen, noch von ihnen getrennt ist. Ihr dürft aus diesen Wahrnehmungen keine Schlüsse ziehen, noch begriffliche Gedanken entstehen lassen. Aber ebenso wenig solltet ihr den Einen Geist außerhalb dieser Wahrnehmungen suchen. Lernen führt zum Festhalten von Begriffen, und dies ist ein völliges Mißverständnis des Weges. Schlußfolgerungen und empirisches Wissen dienen nicht dem Beseitigen von Hindernissen, sondern richten diese geradezu erst auf und verdunkeln den Geist:
– Lernt für überhaupt keine Wahrnehmungen empfänglich zu sein, die von äußeren Formen ausgehen. Reinigt dadurch euren Körper von der Aufnahme des Außen.
– Lernt keine Unterschiede zu machen zwischen diesem und jenem, das sich aus euren Wahrnehmungen ergibt. Reinigt dadurch euren Körper von nutzlosen Unterscheidungen zwischen der einen und der anderen Erscheinung.
– Meidet sehr sorgfältig jede Unterscheidung von angenehmen und unangenehmen Empfindungen. Reinigt dadurch euren Körper von vergeblichen Unterscheidungen.
– Vermeidet es, über Dinge nachzudenken und reinigt dadurch eure Körper von unterscheidender Erkenntnis.“
„Das grundlegende Gesetz lautet: UNBEGRENZTE LEERE.“
„Erleuchtung kann nicht körperlich erfaßt (erlangt, wahrgenommen etc) werden. Denn der Köper ist ohne Form. Sie kann auch nicht geistig erfaßt werden, da der Geist ohne Form ist; auch nicht erfaßt durch ihre eigentliche Natur, da diese die ursprüngliche Quelle aller Dinge ist, die wahre Natur aller Dinge. Wie könnte es ohne Täuschung Erleuchtung geben?“
„Die Lage des Ortes der kostbaren Dinge ist nicht anzugeben, denn er liegt im begriffslosen Raum. Wäre dies möglich, dann läge dieser Ort im Raum und wäre nicht der wirkliche Ort der kostbaren Dinge. Er ist eine Dimension des Ich, außer dem nichts existiert.“
„Die grundlegende Lehre des Dharma ist, daß es keine Dharmas gibt. Dennoch ist diese Lehre in sich selbst ein Dharma. Wenn aber die Lehre des Nicht-Dharmas übertragen worden ist, wie kann die Lehre des Dharmas dann noch ein Dharma sein? Die höchste Form des Verzichtes, ist das Vergessen von Subjekt und Objekt.“
„Tätigkeit bedeutet: Die unerschöpfliche Tätigkeit jenseits der Formen. Die Form ist in Wirklichkeit eins mit der wahren Natur. Es ist falsch, eine Umwelt gesondert von der reinen, unveränderlichen Natur anzunehmen. Du kannst nicht behaupten wollen, daß die universale Natur tatsächlich objektive Dinge enthält.“
„Irgendetwas, das irgendein Merkmal besitzt, ist Täuschung. Verschiedenheiten entstehen nur durch falsches Denken und bewirken vielfältiges Karma. Entstehen wie Beseitigen der Täuschung ist Täuschung. Diese wurzelt nicht in der Wirklichkeit, sondern besteht nur durch euer dualistisches Denken. Wer sich nur einen einzigen Gedanken erlaubt, der zu verschiedenen Begriffen führt, verfällt der Häresie der Ketzerei. Das Aufgeben aller Täuschungen läßt keinen Dharma zurück, auf den man sich stützen könnte. Eure symbolische Vorstellung sei die der Leere, das ist der Dharma, auf den man sich zu stützen vermag. Das Erwachen zum einen Geist schließt jedes andere Ziel aus.“
„Irrtum hat keine Substanz, er ist ausschließlich das Ergebnis deines eigenen Denkens. Wenn du begreifst, daß dein Geist Buddha ist und daß dieser vollkommen ohne Irrtum ist, wirst du, sobald Gedanken aufsteigen, überzeugt sein, daß sie verantwortlich für die Irrtümer sind. Könntet ihr alle begriffbildenden Gedanken zurückhalten und euren Denkvorgang zur Ruhe bringen, dann würde naturgemäß kein Irrtum in euch zurückbleiben. Vermeidet begriffiches Denken, das zu Werden und Vergehen führt, zu dem Elend der empfindenden Welt und zu vielem anderen. Gebt die irrtümlichen Gedanken auf, die zu falschen Unterscheidungen führen. Es gibt kein `Selbst´und kein `Anderes´. Es gibt keinen `falschen Wunsch´ und keinen `Ärger´, keinen `Haß´, keine `Liebe´, keinen `Sieg´, keine `Niederlage´. Verzichtet nur auf den Irrtum der gedanklichen oder begriffichen Denkvorgänge, und eure Natur wird ihre natürliche Reinheit ausstrahlen.“
„Verwechselt niemals die äußere Erscheinung mit der Wirklichkeit. Vermeidet den Irrtum, in Begriffen wie `Vergangenheit´, `Gegenwart´ und `Zukunft´ zu denken. Die Vergangenheit ist nicht vergangen, die Gegenwart ist nur ein flüchtiger Augenblick, und die Zukunft ist noch nicht gekommen. Wenn ihr Beherrschung der Gedanken übt, dann nehmt eine geeignete Stellung ein, verharrt in vollkommener Ruhe und erlaubt nicht der geringsten Denkbewegung, euch zu stören. Das allein ist die sogenannte Befreiung.“
„Jeder Denkvorgang muß zum Irrtum führen. Es besteht nichts, als die Vermittlung des Geistes durch den Geist. Wenn Gefühle eintreten, ist die Weisheit ausgeschlossen.“
„Wer den Dharma sucht, darf nicht vom Buddha oder Dharma, noch vom Sangha aus suchen. Wenn Buddha nicht gesucht wird, ist kein Buddha zu finden. Wenn der Dharma nicht gesucht wird, ist kein Dharma zu finden. Wenn der Sangha nicht gesucht wird, existiert kein Sangha.“
„Könntet ihr nur jeden einzelnen Gedanken vor seinem Entstehen zurückhalten, dann würden die achtzehn Sinnenbereiche vergehen. Wie gottähnlich wären dann die körperlichen Belohnungen und wie erhaben die Erkenntnis die in eurem Geist aufginge! Ein solcher Geist könnte die Wohnung des Einen Geistes genannt werden. Solange ihr euch aber in Bindungen verliert, verdammt ihr eure Körper zu Leichnamen oder, wie es manchmal ausgedrückt wird, zu leblosen Körpern, in denen Dämonen hausen.“
„Die `materielle Welt´ mit dem Geist zu verwechseln, hieße einen Dieb für den eigenen Sohn zu halten. Der Geist ist weder `Selbst´ noch eine `Einheit´. Wo nichts gesucht wird, ist der Geist ungeboren. Wo keinerlei Gebundenheit entsteht, ist der Geist unzerstörbar. Der Dharma ist reiner Geist, die Quelle von allem.“
„Der Geist, der unsere eigene wahre Natur ist, ist der ungezeugte und unzerstörbare Schoß. Als Antwort auf bestimmte Umstände verwandelt er sich in Erscheinungen.
Wir haben uns daran gewöhnt, den Geist als `Verstand´ zu bezeichnen. Wenn er aber den Umständen nicht antwortet, darf man nicht von solchen dualistischen Begriffen wie `Existenz´ und `Nicht-Existenz´ sprechen. `Existenz´ und `Nicht-Existenz´ sind empirische Begriffe und nichts anderes als Illusionen. Du mußt die Weisheit, die aus dem Nicht-Dualismus stammt gebrauchen, um dein Begriffe bildendes, dualistisches Denken zu vernichten.“
Frage: „Wenn es niemals auch nur ein einziges Ding gab, können wir dann die Erscheinungen als `nicht existierend´ bezeichnen?“
Antwort: „`Nicht existierend´ ist ebenso falsch wie das Gegenteil: Bodhi bedeutet, daß man keine Vorstellung von `Existenz´ oder `Nicht-Existenz´ besitzt.“
„Die Wahrnehmung einer Erscheinung ist die Wahrnehmung der All-Natur, da Erscheinungen und Geist ein und dasselbe sind. Es gibt überhaupt nichts, was absolute Existenz besitzt. Es gibt überhaupt nichts, was keine absolute Existenz besitzt. Da Erscheinungen und Nichterscheinungen eins sind, gibt es weder Erscheinungen noch Nichterscheinungen. Man muß die Erscheinungen so betrachten, als wären sie nicht da. Dann sieht man nichts, außer sich selbst – und darum geht es.
„Auch wenn der Geist das Erschaffen von Gegenständen bewirkt, als Antwort auf das Gesetz von Ursache und Wirkung, ist er nicht wahrzunehmen. Wenn ihr dies wißt und ruhig im Nichts verharrt, dann folgt ihr tatsächlich dem Weg Buddhas. Darum sagt das Sutra: ›Entwickelt ein Denken, das auf keinem irgendwie gearteten Ding beruht‹.“
„Weisheit ist die formlose, ursprüngliche Geist-Quelle. Das Äußere, ist ein Zeichen des Inneren. Es gibt keine fromme Übung oder Handlung, die zu innerer Erfahrung führt. Nichts ist geboren, nichts ist zerstört. Fort mit eurem Dualismus mit euren Vorlieben und Abneigungen. Solange du dich mit Hilfen beschäftigst, wirst du immer von etwas Falschem abhängen.“
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Zen-Meister Dogen-Zenji (Japan, 1200-1253)
„Es ist schwer, auf das Vergängliche zu bauen.“
„Die Form der Leerheit, ist die Leerheit der Form ..
– und doch ist die Form die Form, und die Leerheit die Leerheit.
– Glaube nicht, ›alle Formen‹ sei ein vorläufiger Begriff für ›Nicht-Formen‹.
– Formen sind die Form des Tathagata; sie sind nicht ›Nicht-Formen‹.
– ›Alle Formen‹ sind ›alle Formen‹ und ›Nicht-Formen‹ sind ›alle Formen‹.
– Alle Formen, die frei von Absicht und nicht-geschaffen sind, sind wahre Formen.
– Halte einen Grashalm hoch, um ein sechs Fuß hohes Bildnis von Buddha zu machen;
– halte ein Sandkorn hoch, um die Stupa eines alten Buddha zu bauen.
– Wenn sich das Rad des Gesetzes dreht, benutzt es Klang und Form, aber es transzendiert jeden besonderen Klang und Form.“
„Den Buddha-Weg ergründen, heißt sich selbst ergründen.
– Sich selbst ergründen, heißt sich selbst vergessen.
– Sich selbst vergessen, heißt eins mit den zehntausend Dingen sein.
– Eins mit den zehntausend Dingen sein, heißt Körper und Geist von uns selbst und Körper und Geist der Welt um uns fallen zu lassen. Die Spuren des Erwachens ruhen im Verborgenen, und die im Verborgenen ruhenden Spuren des Erwachens, entfalten sich über einen langen Zeitraum. Selbst Gräser, Bäume, Zäune und Mauern erlangen den Weg, wenn sie mit einem makellosen Geist üben.“
„Wenn wir alle Erscheinungen (Dharmas) aus dem Buddha-Dharma denken, gibt es Begriffe wie Täuschung und Erwachen, Übung, Leben und Tod, Buddhas und Lebewesen. Wenn wir die zehntausend Dinge (Dharmas) als von uns getrennt wahrnehmen, gibt es keine Täuschung und kein Erwachen, keine Buddhas und keine Lebewesen, kein Leben und keinen Tod. Die Buddha-Wahrheit ist von Anbeginn jenseits von Reich und Arm, und deshalb gibt es Augenblick für Augenblick Leben und Tod, Täuschung und Erwachen, Lebewesen und Buddhas. Selbst wenn dies alles so ist, fallen die Blüten, obwohl wir es bedauern und wächst das Unkraut, obwohl es uns nicht gefällt.“
„Wenn Körper und Geist verwirrt sind und wir versuchen, die zehntausend Dinge der Welt zu verstehen, dann denken wir irrtümlich, daß unser Geist und unser Wesen etwas Beständiges sind. Wenn wir jedoch unmittelbar handeln und zur konkreten Situation im gegenwärtigen Augenblick zurückkommen, wird die Wahrheit klar, daß die zehntausend Dinge unabhängig vom Ich sind.“
„Lebewesen haben von Natur aus Zweifel gegenüber unbegreiflichen Dingen und Fakten. Da die Zweifel aber unbeständig sind, decken sich die früheren nicht immer mit den gegenwärtigen Zweifeln.“
„Zeit ist unveränderlich. Niemand kann ermessen, wie lang und entfernt oder wie kurz und dringlich zwölf Stunden sind, und doch sprechen wir von zwölf Stunden. Richtung und Spuren der Zeit, die kommt und geht, sind so selbstverständlich, daß wir Menschen nicht daran zweifeln. Aber wenn wir nicht daran zweifeln, heißt das nicht, daß wir sie auch begreifen. Im Augenblick des Zweifels können wir sagen, daß Zweifel nichts als Zeit sind.“
„Wir schaffen uns eine Ordnung in der Welt, und denken sie als das All. Aber jeder Mensch und jedes Ding in diesem ganzen All, sind je für sich alleinstehende Augenblicke in der Zeit. So solltet ihr es sehen. Kein Ding behindert ein anderes Ding und kein Augenblick behindert den anderen Augenblick.“
„Wir ordnen unser Selbst und betrachten es. So offenbart sich die Wahrheit, daß unser Selbst Zeit ist. Und aufgrund dieser Wahrheit, existieren auf der ganzen Erde unendlich viele Phänomene und Dinge, und jedes Ding und jedes Phänomen umfasst die ganze Erde. Dies müsst ihr lernen und an euch selbst erfahren, und dieses Lernen ist der erste Schritt auf dem Weg der Übungspraxis. Wenn ihr dann im Bereich jenseits der Sprache angekommen seid, gibt es nur noch ein Ding und eine Form, jenseits von Verstehen und Nicht-Verstehen der Dinge. Weil nur dieser eine Augenblick wichtig ist, sind alle Augenblicke der Sein-Zeit, die Gesamtheit der Zeit, und alles Sein der Formen und Dinge Augenblicke dieser Zeit. Die Einheit ist allein gewährleistet durch die Augenblicke im Fluß der Zeit. Das Ich ist nicht in der Zeit, es ist die Zeit selbst.“
„Weil die Kontinuität voneinander getrennter Augenblicke eine Eigenschaft der Zeit ist, können vergangene und gegenwärtige Augenblicke nicht aufeinander aufbauen und auch nicht miteinander verbunden werden.“
„Was der Mensch normalerweise erfährt, ist nur seine eigene, subjektive Sicht und die Ursachen und Umstände dieser Sicht, aber nicht die Wirklichkeit, der Dharma selbst. Es ist jedoch diese Wirklichkeit, die einen Augenblick lang das Sein des Menschen bestimmt. Ideen sind nur Augenwischerei, da sie das soziale Problem verdrängen oder so tun, als könne das Problem auf der Ebene des Verhandelbaren gelöst werden.“
Buddha: „Theorien zu haben, geziemt sich nicht.“
„Weil Überflüssiges eben Überflüssiges ist, ist sogar die halb verwirklichte Sein-Zeit, die nur halb-vollkommen ist, eine vollkommene Verwirklichung der halben Sein-Zeit. Selbst Zeiten, in denen ihr scheinbar vergebens im Dunkeln herumirrt, sind dennoch euer Sein. Wenn ihr euch ganz diesem Sein anvertraut, nimmt die Sein-Zeit ihren Platz im Dharma ein, selbst wenn ihr vorher und nachher im Dunkeln herumirrt.“
„Da ihr nur das unaufhaltsame Verrinnen der Zeit seht, denkt und versteht ihr nicht, daß die Zeit noch gar nicht gekommen ist. Aber es gibt keine Umstände und Situationen, die von diesem Denken und Verstehen beeinflusst werden, selbst wenn Denken und Verstehen selbst Zeit sind. Hautsäcke (gewöhnliche Menschen) verstehen die Zeit nur als etwas, das kommt und geht, aber niemand hat jemals die Sein-Zeit vollkommen verstanden, die ihren Platz im Dharma einnimmt.“
„Wenn ihr über das Vergehen gegenwärtiger Augenblicke sprecht und glaubt, daß diese Dinge und Phänomene von der Zeit getrennt sind, dann ist das niemals das Studium und die Erfahrung des Buddha-Weges.“
„Ohne die Zeit, könnten Berge und Ozeane nicht existieren: ihr sollt niemals bestreiten, daß die Zeit hier und jetzt in den Bergen und in den Ozeanen existiert. Wenn die Zeit zerstört wird, werden Berge und Ozeane zerstört. Wenn die Zeit nicht zerstört wird, werden Berge und Ozeane nicht zerstört.“
„Das Dasein ist nur Dasein, es ist niemals Fehlen. Das Fehlen ist nur Fehlen, es ist niemals Dasein. Der Gedanke ist nur Gedanke, und er erkennt sich selbst. Das Wort ist nur Wort, und es erkennt sich selbst. Die Begrenzung ist nur die Begrenzung, und sie erkennt sich selbst. Die Begrenzung begrenzt sich selbst. Dies ist die Zeit. Alle Dinge und Phänomene begrenzen sich selbst, aber es gibt keine Begrenzung, die die Dinge und Phänomene einschränken könnte.“
„Das Fehlen ist die Zeit, wenn ihr hier und doch nicht hier seid.
– Wenn wir die Zeit nur verfliegen lassen, muß es Lücken in ihr geben.
– Alles was in diesem ganzen All existiert, ist eine Kette von Augenblicken, und es ist gleichzeitig für sich allein bestehende Augenblicke der Zeit.“
„Der Ausdruck ›vollkommen verwirklichen‹ bedeutet, daß man das ganze All benutzt, um es ›all-umfassend‹ zu verwirklichen. Das ganze All bewegt sich nicht und steht auch nicht still, und es strebt weder vorwärts noch rückwärts: es geht einfach von einem Augenblick zum nächsten.“
„Richte deine Aufmerksamkeit nicht auf die drei Welten gewöhnlicher Menschen (das bedeutet, die Vergangenheit ist unser Geist, die Gegenwart ist unsere Fingerspitzen, die Zukunft unser Gehirn).“
„Die Zeit der Blume des Dharmas ist so beschaffen, daß der Vater jung und der Sohn alt ist. Man kann nicht sagen, daß der Sohn nicht der Sohn, und der Vater nicht der Vater ist, aber ihr müsst lernen, daß der Sohn alt und der Vater jung ist. Ihr solltet den Unglauben der Welt nicht übernehmen und überrascht sein.“
„Wenn ihr wirklich einen Meister und Lehrer sucht und ihn herbeisehnt, steigt er vom Himmel herab oder kommt aus der Erde hervor. Wenn wir den menschlichen Buddha meistern, müssen wir immer noch den universalen Buddha meistern.“
„Im Buddha-Gesetz sind Übung und Erleuchtung eines und gleich. Weil schon die Übung aufgrund der Erleuchtung geschieht, ist im Üben des Anfangenden bereits das Ganze der ursprünglichen Erleuchtung. Deshalb lehrt der Meister, während er die Weisung der Übung gibt, keine Erleuchtung außer der Übung zu erwarten, weil diese unmittelbar auf die ursprüngliche Erleuchtung hinweist. Da schon in der Übung die Erleuchtung ist, hat die Erleuchtung kein Ende. Da in der Erleuchtung die Übung geschieht, hat die Übung keinen Anfang.“
„Ananda fragte den Buddha: Wessen Schüler sind die Buddha der Vergangenheit? Der Buddha antwortete: Die Buddha der Vergangenheit sind alle meine, Sakyamuni Buddhas Schüler. Außerhalb der Stufe eines Arhat existiert nichts anderes. Außerhalb der höchsten und vollkommenen Erleuchtung existiert nichts Zusätzliches. Es ist nutzlos, sich über das Erreichen der Erleuchtung zu quälen. Nichtsdestoweniger ist die Qual selber, ein Schritt vorwärts zur Erleuchtung. Das Leiden selbst, ist die Wurzel der Erleuchtung.“
„Wenn nichts als der Atem im Bewußtsein ist, dann ist zugleich nichts als der Augenblick im Bewußtsein. Von hier geht die Schöpfung aus. Der Atem ist die Ausdehnung, die Dimension, und der Augenblick ist die Endlichkeit: Punkt, Abschluß, Anfang, Grenze. Vergangenheit und Zukunft sind ›der Raum, wenn wir links oder rechts in die Hände klatschen‹.“
„In der Realbewegung des Geistes im Atem, gibt es sowohl den einen ungeteilten Geist, wie auch das Erlebnis des Raumes. Es ist geradezu wichtig, hierauf als auf eine Offenbarung Gottes hinzuweisen, da es sich hier nicht um ein rationales Erfassen des Raumes handelt, sondern um ein solches im zeitlichen Nacheinander der Augenblicke. Der Raum wird in der Bewegung erlebt, realisiert und augenblicklich wieder dem Vergessen anheim gegeben.“
„›Weisheit‹ ist nicht völlig von den Buddhas der drei Welten verstanden worden, doch sogar Waschbären und weiße Ochsen besitzen Kenntnis davon. Weisheit kann nicht mit Worten erklärt werden – es ist Atmen durch die Nasenlöcher, oder die Finger einer Faust. Schaut ein Esel in einen Brunnen, sieht der Esel den Esel, der Brunnen sieht den Brunnen – sie sind vereint und untrennbar.“
„Das höchste Fahrzeug des Geistes ist Erde, Steine und Sand. Weil Erde, Steine und Sand ein Geist sind, sind Erde, Steine und Sand, Erde Steine und Sand. Der Geist, der Aufrichtigkeit erwidert, existiert sogar in der Erde, in den Steinen, im Sand und in den Kieselsteinen. Wenn Gräser und Bäume nicht sie selbst sind, wie können sie dann einen Körper und einen Geist besitzen und umgekehrt? Darum sind Gräser, Bäume usw. Vollkommen in sich selbst. Das Zeigen von hundert Gräsern oder zehntausend Bäumen ist das Zeigen von einem selbst. Im Allgemeinen sagen wir, daß die Berge zu einem Land gehören, aber in Wirklichkeit gehören sie den Menschen, die sie lieben. Obwohl wir die Berge, Flüsse und die Erde sind, sollten wir uns durch das Eins-sein mit ihnen nicht einschränken lassen. Ihr solltet erhoffen, daß sogar die Bäume und Steine euch belehren, und ihr solltet erbitten, daß selbst die Felder und Dörfer euch den Dharma verkünden.
„Wenn ihr Berge, Flüsse und Erde praktizieren lasst, so lassen euch Berge, Flüsse und Erde, Sonne Mond und Sterne ihrerseits praktizieren. Wenn wir es nur als fließend ansehen, verfälscht das Wort ›Fließen‹ das Wasser, weil das Wort notwendigerweise etwas anderes ist als ›das Fließen selbst‹. Weil das Wasser sich selbst praktiziert und sich erfährt, gibt es die Erfahrung und die Meisterschaft des Wassers, das sich selbst zum Ausdruck bringt.“
„Es ist Täuschung, wenn wir uns selbst zwingen, die zehntausend Dinge willentlich zu üben und zu erfahren. Es ist Erwachen, wenn die zehntausend Dinge uns selbst auf natürliche Weise üben und erfahren. Man soll Blendwerk und Täuschung (maya) als Schöpferkraft (shakti) wissen, dann überwindet man das Böse und den Tod.“
„Die Verwirklichung des Recht-Tuns, ist die kosmische Ordnung selbst. Die natürliche Situation ist nichts anderes als das Unrecht nicht zu erzeugen. Das Herz ist nichts anderes, als das Unrecht nicht zu erzeugen. Das Rechte zu tun, ist eben dieses Herz, und das Rechte zu tun ist das, was es rein macht. Die wirkliche Situation ist, das Rechte zu tun, und das Rechte zu tun, ist das Natürliche. Die Verwirklichung des Recht-Tuns ist die kosmische Ordnung selbst, und diese ist jenseits von Werden und Vergehen, Ursachen und Umständen.“
„Recht und Unrecht sind Zeit, aber die Zeit ist weder Recht noch Unrecht. Recht und Unrecht sind der Dharma, aber der Dharma ist weder Recht noch Unrecht. Wenn der Dharma im Gleichgewicht ist, ist das Unrecht im Gleichgewicht. Wenn der Dharma im Gleichgewicht ist, ist das Recht im Gleichgewicht. Selbst wenn wir davor warnen, wissentlich das Unrechte zu erzeugen und empfehlen, bewusst die vielen Arten des Rechten zu tun, predigen wir keine Moral, sondern wir stellen immer nur die Moment-Realität des Nicht-Unrecht-Erzeugens selbst dar.“
„Um ein Ding zu meistern, ist es notwendig, keine Gegensätze zu erzeugen und die wahre Form nicht beiseite zu schieben durch begriffliches Denken.“
„Die Antwort darf sich nicht von der Frage unterscheiden. Das `So-Sein´ existiert da, wo keine Fragen gestellt werden. Nur wenn du dein Leben verlierst, bevor du antwortest, kannst du anderen helfen. Manchmal ist keine Antwort die richtige Antwort. Keine Antwort ist die Schatzkammer der Erkenntnis des Wahren Dharma und der Ruhige Geist des Nirvana, von der wahren Lehre der Buddhas übermittelt.“
„Es ist falsch, die Wahrheit zu verneinen oder zu bejahen. Sich abzuwenden oder sich der Wahrheit entgegenzustellen, ist schlecht. Jedoch kann die Wahrheit sogar in solchen Handlungen gefunden werden. Wer kann die Beziehung zwischen der Schlechtigkeit und der Wahrheit ermessen? Die Ursachen sind in sich selbst vollkommen und die Wirkungen sind in sich selbst vollkommen.“
„Die Tätigkeit des umfassenden Geistes kann nicht ergründet werden.
– Gedanke ist im existierenden Geist, und Gedanke ist im nicht existierenden Körper.
– Der Geist eines Stuhls oder eines Wedels ist nichts anderes, als ein Stuhl oder ein Wedel, so wie sie sind. Darüber hinaus gibt es keinen Bambus und kein Holz. Brennholz wird zu Asche und kann niemals wieder zu Asche werden. Trotzdem sollten wir die Asche nicht als das Spätere und das Brennholz als das Frühere ansehen.
„Die absolute Einheit ist nur im Außerbegrifflichen faßbar. Es ist dies aber keine Einheit im begriffichen Sinne; so verstanden gibt es keine Substanz (Hume).“
„Ihr solltet wissen, daß Kommen und Erscheinen nicht eine Sache des Wissens oder Verstehens sind. Das Kommen ist nicht die Ursache und das Erscheinen ist nicht die Folge. Wenn es nur die kleinste Vorstellung einer Trennung gibt, ist die Wahrheit so weit entfernt, wie der Himmel von der Erde. Wenn nur die geringste Gegensätzlichkeit aufkommt, verliert sich der Geist in der Verwirrung.“
„Denkt nicht, daß ihr euch des Erlangten unbedingt bewußt seid, oder daß ihr es mit dem Verstand benennen könnt. Denkt aus dem Grund des Nicht-Denkens. Benutzt den unbegrenzten Geist zum Denken und Analysieren. Mit den Ohren hören ist alltäglich wie Teetrinken und essen, aber eine Stimme mit den Augen hören ist vielschichtig und nicht festgelegt. Unsere ursprüngliche Natur benutzt unseren Körper als Hände und Augen.“
„Im Zustand der Stille, ohne willentliches Tun, gibt es nur die direkte Erfahrung der Wirklichkeit jenseits der Begriffe. Wenn wir Üben und Erfahren jedoch in zwei Schritte unterteilen, so als wäre das Üben die Ursache und das Erfahren die Folge, wie es dem herkömmlichen Denken entspricht, dann können wir die zwei Teile getrennt fühlen und denken.“
„Es gibt keinen Ort, wo Osten oder Westen existiert. Es gibt weder ein Ich, noch jemand anderen. Dies ist die Begegnung zweier Menschen. Der andere wird ich genannt und ich bin der andere. Ob wir selbst Affen sind, wissen wir nicht und die anderen auch nicht. Sogar bei der Frage, ob wir wirklich ›wir selbst‹ sind, tappen wir im Dunkeln. Wenn es keine Wiedergeburt gibt, existiert keine Notwendigkeit der Befreiung. Dann findet keine Wiedergeburt und keine Befreiung statt.Wir sollten die Welt des Zweiges studieren, Befreiung erlangen und herausfinden, daß Mond und Wolken dasselbe sind, Berge und Täler verschieden sind.“
„Wisse, daß die Welt in jedem Augenblick, durch einen überwältigenden Sieg der Einheit über die Vielheit, zur Nichtexistenz verwirklicht. Nach der Entsagung der Welt, mag deine Stellung äußerlich der des ärmsten Holzsammlers gleichen, aber wenn du in Zazen sitzt, bist du innerlich ein Buddha und weitaus reicher als der reichste König.“
„Was sind die wahren Tugenden der Entsagung der Welt?:
Unübertroffen, absolut, grenzenlos und immerwährend.“
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Muhjiddin Ibn Arabi (Spanien, 1165-1240)
Der Augenblick
„Der Augenblick wird länger oder kürzer, entsprechend dem Bewußtsein desjenigen, der ihn erlebt:
Es gibt Menschen, deren Augenblick eine Stunde, einen Tag, eine Woche, ein Jahr, oder die ganze Lebenszeit umfasst.
Und zur Menschheit gehören auch solche, für die es keine Augenblicke gibt, denn wer aufmerksam auf jeden seiner Atemzüge achtet, der hat die Stunden in seiner Gewalt und die längeren Zeiträume auch.
Aber der, dessen Augenblick das Bewußtsein der Stunden ist, der verliert die Atemzüge.
Und der, dessen Augenblick die Tage sind, der verliert die Stunden.
Und der, dessen Augenblick die Wochen sind, der verliert die Tage.
Und der, dessen Augenblick die Jahre sind, der verliert die Monate,
Und der, dessen Augenblick das ganze Leben ist, der verliert die Jahre.
Und der, für den es keinen Augenblick gibt, der hat gar keine Lebenszeit, und er verliert auch das Leben nach dem Tod. Seine tierische Art, den Willen zu gebrauchen, wird dort nicht fortgesetzt. Und wer sich selbst groß macht, der legt damit Zeugnis ab von der Beschränktheit seines Augenblicks und von der Kleinheit seines Wissens.“
„Der vollkommene, selbstsichere und ausdauernde Weise ist der, der nicht Umstände und Augenblicke miteinander verwechselt.“
„Das Äußere ist ein Zeichen des Inneren. Es ist immer der Naturkreislauf, der sich verwirklichen will.“
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Zen-Meister Nan-tjüan
„DER WEG IST VON WISSEN UND UNWISSEN ABHÄNGIG.
Wissen ist nur Selbsttäuschung,
Nichtwissen ist nur Mangel an Kenntnisnahme.“
Wo einer den Weg, an dem nichts zu bezweifeln ist, wirklich erreicht hat, da ist er frei und ledig, wie in der offenen Weite des ungeheuer leeren Raums, und fragt nicht mehr nach Ja und Nein.
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Zen-Meister Ryokan
„Wenn jemand nach meinem Wohnsitz fragt, antworte ich: Am östlichen Rand der Milchstraße.“
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Dem Zen-Meister Shih-ton wurde von einem seiner Schüler eine Frage über das Dharma gestellt.
Er antwortete: „Frage den Pfosten dort.“
Der Schüler erwiderte: „Ich verstehe Euch nicht.“
Darauf sagte Shih-ton: „Mir geht es genauso. Auch ich verstehe euch nicht.“
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ZEN ist eine Geisteshaltung des nondualen Bewußtseins.
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Der Weg kann nicht beschritten werden, solange man nicht selbst der Weg ist.
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